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Kinder entdecken Ernährung mit allen Sinnen

Täglich begeben sich Kinder auf eine spannende Reise, um die Welt mit all ihren Sinnen zu entdecken. Besonders im Kindesalter spielt die bewusste Förderung der Sinne eine wichtige Rolle, um frühzeitig den Grundstein für ein gesundes Ernährungsverhalten zu legen. Eine vielfältige Auswahl an Lebensmitteln mit unterschiedlichen Farben, Geschmacksrichtungen, Gerüchen und Konsistenzen unterstützt die Prägung der Sinne. Erfahren Sie mehr über die Bedeutung von Sehen, Riechen und Schmecken beim Essen und Trinken und wie die einzelnen Sinne gefördert werden können.
apetito-Magazin_Mutter und Tochter beim Gemüse essen

Wie die Sinne das Essverhalten von Kindern beeinflussen

Die fünf primären Sinne – Sehen, Riechen, Fühlen, Hören und Schmecken – sind maßgeblich beteiligt, wenn es darum geht, ob einem Kind ein Lebensmittel schmeckt oder nicht. Schon vor der Geburt bekommt das ungeborene Kind erste Geschmackseindrücke durch das Fruchtwasser. Im Laufe der Kindheit setzt sich die Geschmacksentwicklung fort und bildet schließlich die Grundlage für individuelle Vorlieben und Abneigungen gegenüber unterschiedlichen Lebensmitteln. Die angebotenen Speisen spielen eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Ernährungsgewohnheiten, die zum Teil „antrainiert“ werden können. Aus diesem Grund macht es Sinn, verschiedene Lebensmittel in einem gewissen Abstand immer wieder anzubieten und die unterschiedlichen Sinne zu trainieren.

Essen und Genuss lernen mit allen Sinnen

Jedes Sinnesorgan im Körper eines Kindes ist wie eine Antenne, die spezialisiert darauf ist, Reize aus der Umwelt aufzufangen und für die Verarbeitung an das Gehirn weiterzuleiten. Dadurch lernen Kinder, die Welt in all ihren Facetten zu erkennen und zu verstehen. 

Beim Essen nutzen sie diese Sinneswahrnehmungen intensiv: Kinder erkennen die bunten Farben und vielfältigen Formen ihrer Mahlzeiten, fühlen die unterschiedlichen Texturen im Mund, erkunden die ganze Vielfalt der Geschmacksrichtungen, nehmen vielfältige Düfte wahr und hören Geräusche, die zum Beispiel beim Kauen eines Apfels entstehen. Das bewusste Erleben dieser Sinnesreize ist nicht nur ein Schlüssel zum Genuss, sondern spielt auch eine entscheidende Rolle beim Erlernen und Festigen gesunder Essgewohnheiten bei Kindern.

Das Auge isst mit: Sehsinn und Ernährung bei Kindern

Die Augen eines Kindes sind Fenster in eine Welt voller Farben und Formen. Dank der Millionen von Sehsinneszellen in der Netzhaut können sie Lichtreize wahrnehmen und so sehen. Beim Essen wird oft zuerst der Sehsinn angesprochen, denn Kinder sind visuell sehr empfänglich: Ein bunter Teller mit leuchtenden, kräftigen Farben und spielerischen Formen, sowie Brot, das mit Gemüsedekorationen zu lustigen Gesichtern gereicht wird, kann ihre Neugier wecken und sie dazu ermutigen, neue Speisen zu probieren.
apetito-Magazin_Bunter Teller mit Brot
Kinder lernen, allein durch den Anblick auf die Textur der Nahrung zu schließen und zu erkennen, ob ein Lebensmittel knusprig, cremig oder saftig ist. Für sie ist das Wiedererkennen von Speisen wichtig. Vertraute Gerichte vermitteln ein Gefühl der Sicherheit, während unbekannte oder ungewöhnlich aussehende Lebensmittel ihre Entdeckerlust anregen oder manchmal auch Vorsicht auslösen können, beispielsweise wenn sie Schimmel auf Brot sehen.

Der Geruchssinn: Wie Gerüche den Appetit anregen

Für Kinder spielt der Geruchssinn eine besonders wichtige Rolle beim Essen. Schon die Wahrnehmung verschiedener Aromen von Lebensmitteln durch die verschiedenen Rezeptoren in der Nase kann die Vorfreude auf das Essen steigern und den Appetit anregen. Ein angenehmer Geruch lässt das Wasser im Mund zusammenlaufen, während unangenehme Gerüche als natürliche Warnsignale dienen und Kindern vor verdorbenen oder ungenießbaren Lebensmitteln schützen. Der Geruchssinn ist stark mit Erinnerungen und Emotionen verknüpft, was bei Kindern zu emotionalen Vorlieben oder Abneigungen gegenüber bestimmten Gerichten führen kann. Für Kinder kann der Duft eines frisch gebackenen Kuchens Erinnerungen an gemütliche Nachmittage mit der Familie wecken, während der Geruch von Zimt sie an die letzte Weihnachtszeit erinnert. Diese Verknüpfungen prägen nicht nur Erinnerungen, sondern fördern auch ihre Fähigkeit, Essen bewusst zu erleben und zu genießen.

Geschmacksvielfalt erkunden: Wie der Geschmackssinn die Essensvorlieben formt

Der Geschmackssinn wird hauptsächlich über spezialisierte Geschmacksknospen im Bereich der Zunge gesteuert, die die Geschmacksrichtungen süß, sauer, bitter, salzig und umami wahrnehmen können. 

apetito-Magazin_Junge isst Spinat
Kinder reagieren häufig besonders intensiv auf diese Geschmacksrichtungen, da ihr Geschmackssinn noch in der Entwicklung ist und sie dazu neigen, süße und salzige Geschmäcker zu bevorzugen, während sie sich an die komplexeren Geschmäcker wie bitter und umami erst gewöhnen müssen. Es ist zu beobachten, dass saure und bittere Lebensmittel im Kindesalter weniger gemocht werden. Dies beruht auf einem natürlichen Schutzinstinkt, da bittere und saure Lebensmittel in der freien Natur aufgrund möglicher Giftstoffe für den Körper schädlich sein können.
Aus diesem Grund muss die Akzeptanz solcher Speisen erlernt werden und entwickelt sich meist erst im Laufe der Kindheit. Im Gegensatz dazu stellen süße Speisen wie reife Früchte in der Regel keine Gefahr dar.

Fühlen und schmecken: Die Bedeutung des Tastsinns beim Essen

Der Tastsinn spielt beim Essen und Trinken eine entscheidende Rolle, denn er beeinflusst maßgeblich unser Geschmackserlebnis. Besondern in der kindlichen Wahrnehmung ist der Tastsinn von großer Bedeutung, denn er beeinflusst maßgeblich das Geschmackserlebnis. Kinder entdecken ihre Welt auch über das Berühren und Fühlen, und so vermitteln die Rezeptoren in ihren kleinen Fingern erste Eindrücke von der Temperatur, Konsistenz und Oberflächenbeschaffenheit eines Lebensmittels, noch bevor es den Mund erreicht.

Im Mundraum nehmen die taktilen Rezeptoren dann die Textur und Schärfe der Speisen intensiv wahr. Für Kinder ist es ein Teil des Lernprozesses, zu erforschen, ob etwas knusprig, weich, glatt oder körnig ist. Diese verschiedenen Texturen können bei ihnen Neugier wecken und sind entscheidend dafür, wie sie den Gesamteindruck einer Speise wahrnehmen und ob sie diese genießen oder ablehnen. Das spielerische Erkunden von Lebensmitteln durch Anfassen und Fühlen fördert nicht nur die sensorische Integration, sondern auch die Entwicklung einer gesunden Beziehung zum Essen.

Klangvoller Genuss: Wie der Hörsinn das Esserlebnis beeinflusst 

Häufig ist der Hörsinn beim Essen unbewusst beteiligt, wird aber oft unterschätzt. Die kleinen Ohren von Kindern erfassen Schallwellen, die von der Ohrmuschel aufgenommen und an das Trommelfell weitergeleitet werden, wo sie als Vibrationen ins Innenohr gelangen. Dort werden sie in elektrische Signale umgewandelt, die dem Gehirn mitteilen, was um sie herum passiert. Kinder können durch die Geräusche des Kauens oder der Zubereitung von Lebensmitteln auf deren Beschaffenheit schließen. Das Knacken beim Abbeißen eines Apfels oder das Knistern beim Öffnen einer kohlensäurehaltigen Getränkeflasche können den Appetit bzw. Durst anregen und zum Genuss beitragen. Ein Beispiel dafür, wie auch der akustische Aspekt das Esserlebnis unterstreicht. 

Tipps zur Förderung der Sinne von Kindern beim Essen und Trinken 

  • apetito
    Eine ruhige Atmosphäre bei den Mahlzeiten schaffen: Eine entspannte Atmosphäre ermöglicht, dass Kinder sich vollständig auf das Essen konzentrieren können und zu echten Feinschmeckern werden. Daher sollten laute Geräusche und Ablenkungen, zum Beispiel durch den Fernseher oder das Handy, vermieden werden.
  • apetito
    Ausreichend Zeit zum Essen und Trinken geben: Ausreichend Zeit beim Essen ist wichtig, damit Kinder ihre Mahlzeiten mit allen Sinnen genießen können. So haben sie die Möglichkeit, sich voll und ganz auf das Essen einzulassen, was es ihnen erleichtert, die verschiedenen Geschmacksrichtungen und Texturen bewusst wahrzunehmen. Zum Beispiel ermöglicht erst die nötige Ruhe die Wahrnehmung der cremigen Konsistenz eines Joghurts oder das Spüren der einzelnen Reiskörner auf der Zunge beim Mittagessen.
  • apetito
    Lebensmittel immer wieder anbieten: Auch wenn Kinder Lebensmittel oder Speisen mehrere Male hintereinander ablehnen, sollten diese regelmäßig erneut angeboten werden. Kinder brauchen zum Teil fünf bis zehn Anläufe, um ein Lebensmittel zu akzeptieren und zu mögen. Bei wiederholtem Anbieten werden die Lebensmittel mithilfe der unterschiedlichen Sinne immer vertrauter und dürfen irgendwann wie selbstverständlich auf dem Teller landen.
apetito-Magazin_Familie am Esstisch
  • apetito
    Bunte Vielfalt an Lebensmitteln kombinieren: Unterschiedliche Farben und Formen von Lebensmitteln auf dem Teller machen das Essen für Kinder interessanter und wecken die Neugier. Um den visuellen Sinn bei Kindern anzusprechen und die Mahlzeiten ansprechender zu gestalten, ist es eine gute Idee, verschiedene Farben und Formen auf den Teller zu bringen. Dies kann auf spielerische Weise geschehen, beispielsweise indem Brot in lustige Gesichter verwandelt wird oder Ausstechförmchen verwendet werden, um Wassermelonen und andere Früchte in ansprechende Formen zu schneiden.
  • apetito
    Kinder mithelfen lassen: Kinder lernen vor allem durch selbstständiges Ausprobieren. Durch aktives Mithelfen bei der Zubereitung von Speisen können Lebensmittel erforscht und direkt probiert werden. Das macht nicht nur Spaß, sondern fördert gleichzeitig auch die Offenheit für neue Speisen. 
Artikel vom 09.01.2025