Ernährung bei Gicht
Gicht, was ist das?
Gicht ist eine Stoffwechselerkrankung, bei der sich Harnsäure im Körper ansammelt. Dadurch erhöht sich die Harnsäurekonzentration im Blut und Harnsäure lagert sich in Form von nadelförmigen Kristallen in Gelenken und im Gewebe ab.
Sind die Harnsäurewerte erhöht, spricht man von einer Hyperurikämie. Lagern sich die Harnsäurekristalle in Gelenken und im Gewebe ab, spricht man von Gicht.
Ein Gichtanfall an Gelenken geht oft mit Rötungen, Schwellungen und starken Schmerzen einher. Weitere typische Symptome sind Übelkeit und Fieber. Meistens ist das Großzehengrundgelenk von Gicht betroffen. Reichhaltiges, purinreiches Essen und der Genuss von Alkohol können einen Gichtanfall verursachen.
Formen der Gicht
Was sind Purine, was ist Harnsäure?
Purine sind Zellbestandteile in Lebensmitteln und u. a. für den Zellaufbau notwendig. Harnsäure ist das Endprodukt beim Abbau der Purine. Die über die Ernährung aufgenommene Purinmenge wirkt sich direkt auf den Harnsäurespiegel aus. Täglich sollten nicht mehr als 500 mg Harnsäure aufgenommen werden. 125-150 mg Purine entsprechen 300 mg Harnsäure. Normalwerte der Harnsäurekonzentration im Blut:Ernährungsempfehlungen bei Gicht
Eine Ernährungsumstellung und ausreichende Bewegung können eine Besserung herbeiführen.Körpergewicht reduzieren
Eine langsame Reduktion des Körpergewichts ist bei Übergewicht oder Adipositas ratsam, da sich so der Harnsäurespiegel positiv beeinflussen lässt. Negative Auswirkungen haben hingegen Fasten oder strenge Diäten (Nulldiät!). Warum? Es werden vermehrt Ketonkörper gebildet, die einen Gichtanfall hervorrufen können.
Ausreichend trinken
Mindestens zwei Liter kalorienarme Flüssigkeiten über den Tag verteilt aufnehmen. Geeignet sind:
Alkohol nur selten konsumieren
Regelmäßiger und übermäßiger Alkoholkonsum sollte vermeiden werden, da Alkohol die Produktion von Harnsäure erhöht und gleichzeitig die Ausscheidung von Harnsäure hemmt. (Alkoholfreies) Bier sollte aufgrund seines Hefeanteils und der enthaltenen Purine möglichst komplett gemieden werden. Die Purine sorgen dafür, dass die Harnsäureproduktion angeregt wird und die Harnsäurekonzentration im Blut steigt. Wein enthält zwar weniger Purine als Bier, dafür jedoch mehr Alkohol.
Puringehalt der Lebensmittel im Überblick
Der Puringehalt von Lebensmitteln ist sehr unterschiedlich:
Lebensmittel mit geringem Puringehalt
Lebensmittel mit einem Harnsäuregehalt von < 50 mg/100 g bzw. Portion:
Milch und Milchprodukte
Eier
Obst
Nüsse
Blattsalate, Radieschen, Paprika, Tomaten, Fenchel, Karotten, Gurke, Weißkohl, Zwiebeln
Kartoffeln, Reis, Teigwaren, Brot, Brötchen
Lebensmittel mit mittlerem Puringehalt
Lebensmittel mit einem Harnsäuregehalt von 50-150 mg/100 g bzw. Portion (Verzehr: max. 1x pro Tag):
Wirsing, Spinat, Rotkohl, Bohnen, Blumenkohl, Lauch (Porree), Champignons, Brokkoli
Fisch (Scholle, Kabeljau, Rotbarsch)
Wild
Geflügel (ohne Haut)
Lamm, Schwein, Kalb
Wurst
Lebensmittel mit hohem Puringehalt
Lebensmittel mit einem Harnsäuregehalt von > 150 mg/100 g bzw. Portion (Verzehr: meiden oder stark einschränken):
Geflügel (mit Haut)
Innereien
Fleischextrakt, Boullion
Hering, Ölsardinen, Lachs, Makrelen, Sprotten, Anchovis
Krustentiere
Hülsenfrüchte (Verzehr: in Maßen)
Körperliche Betätigung aktiviert die Muskulatur. Beim Muskelaufbau werden Purine benötigt, die infolgedessen nicht zu Harnsäure abgebaut werden.
Vitamin C ist ein Entzündungshemmer und reduziert die Bildung von Harnsäure im Körper.
Aufnahme von Furchtzucker reduzieren
Fruchtzucker (Fruktose und Fruktosesirup) behindert die Harnsäureausscheidung und begünstigt Gichtanfälle. Hier ist aber nicht der Fruchtzucker im Obst gemeint, sondern der industriell zugesetzte Fruchtzucker als Süßungsmittel, z. B. in Softdrinks und Süßigkeiten.
4 Tipps: Richtig essen bei Gicht
- Die Speisen auf mehrere kleine Mahlzeiten (drei Haupt- und zwei Zwischenmahlzeiten) verteilen. Das hat den Vorteil, dass weniger Purine auf einmal aufgenommen werden und der Anstieg der Harnsäurekonzentration niedriger ausfällt.
- Die Gemüseportionen auf 200-250 g erhöhen. Das erleichtert die Umstellung auf eine purinarme Kost.
- Insgesamt auf eine kalorienbewusste Ernährung achten.
- Speisen eher durch Kochen als durch Braten zubereiten, da ein Teil der Purine wasserlöslich ist und beim Kochen in die Kochflüssigkeit übergeht. Um die Purine nicht aufzunehmen, sollte das Kochwasser nicht, z. B. für Soßen, weiterverwendet werden.
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Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) (2022): Essen und Trinken bei Gicht, 3. Auflage, Bonn.
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Deutsche Gicht-Liga e. V. (o.J.): Informationen zur Krankheit und Ernährung, [online] https://www.gichtliga.de/home [21.02.2024].
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Deutsche Rheuma-Liga e. V. (o.J.): Gicht: Ursachen, Symptome, Therapie, [online] https://www.rheuma-liga.de/rheuma/krankheitsbilder/gicht [21.02.2024].
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Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München (MRI TUM) (2016): Ernährungsempfehlungen bei Hyperurikämie und Gicht, [online] https://www.mri.tum.de/sites/default/files/seiten/ernaehrungsempfehlung_gicht_2016.pdf [21.02.2024].
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Rheumaliga Schweiz (o.J.): Gicht, [online] https://www.rheumaliga.ch/rheuma-von-a-z/gicht [21.02.2024].
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Ströhle A, Hahn A, Wolters M (2021): Gicht – Pathophysiologie und Ernährungsepidemiologie, in: Ernährung im Fokus, 2, S. 124-130.